Warum sollte man einen Roman lektorieren lassen?

Erzählende Texte sind unglaublich vielschichtige Gewebe, bei denen es eine riesige Menge an unterschiedlichen Themen und Details zu beachten gilt. Es ist deshalb sehr sinnvoll, einen erfahrenen Lektor hinzuzuziehen, wenn es darum geht, Manuskripte einzuschätzen und so zu überarbeiten, dass am Ende eine möglichst packende Geschichte herauskommt.

Häufige Probleme sind aus meiner Erfahrung zum Beispiel:

  • Längen

Hier geht es nicht nur um unnötige Erklärungen, die niemals einem Spannungspunkt zuarbeiten, sondern auch um Sätze, die sich umständlicher ausdrücken als nötig. Es kommt durchaus vor, dass Manuskripte im Lektoratsprozess um ein gutes Stück kürzer werden.

  • Mangelnder Erzählfokus

Texte, die nicht ausreichend fokussieren, was eigentlich wichtig und interessant ist, haben es in der heutigen Zeit sehr schwer. Der vielzitierte rote Faden ist damit wichtiger denn je. Eine gute Erzählung verbindet nicht nur die Plotpunkte miteinander, sondern beachtet immer auch, wo sie den Blick und die Aufmerksamkeit der Lesenden hinlenkt.

  • Inhaltliche Widersprüche

Geschichten funktionieren, weil wir sie „für wahr halten“ können, auch wenn wir wissen, dass sie erfunden sind. Im Englischen hat sich hierfür der griffige Ausdruck „Suspension of Disbelief“ eingebürgert – das vorübergehende Ausschalten der eigenen Ungläubigkeit. Das geht aber nur, wenn alle Ausschnitte, die wir aus der erzählten Welt erhalten, zusammenpassen und ein scheinbares Ganzes ergeben. Das gilt für Fantasy ebenso wie für Krimis.

  • Figuren statt Menschen

Das gilt auch für die Figuren einer Erzählhandlung. Zu häufig hat man das Gefühl, die Figuren wären eher Erzählfunktionen als Menschen. Da kommt speziell hinzu, dass einem das beim Schreiben oft gar nicht so auffällt, denn man selbst hat ja meist eine Art „ganzen Menschen“ im Kopf – und im eigenen Wahrnehmungstunnel kann unklar werden, wie viel von diesem ganzen Menschen auch im Text ist.  

  • Erzählstrategische Ungereimtheiten

Meistens verliert eine Geschichte an Erzählstärke, wenn ihre Elemente nicht miteinander harmonieren. Das, was man zeigen möchte, sollte in alle diese Überlegungen von Anfang an miteinfließen. Auch das klingt banal, aber dennoch verliert man das leicht aus den Augen. Eine gute Figur etwa mag für sich schon toll sein – so richtig zur Geltung kann sie aber nur kommen, wenn sie auf das Erzählziel abgestimmt ist.

  • Der liebe Stil

Über Stil lässt sich vortrefflich streiten, wie man sagt. Und mögliche Antworten darauf, was „guter“ Stil ist, füllen bekanntlich ganze Bücher. Für Bücher, Erzählungen und so weiter gilt aber auch die Frage, was „passender“ Stil ist, und das lässt sich schon ergründen. Vor allem, wenn man seine Figuren und ihre Milieus auf der einen, aber auch die angepeilte Leserschaft auf der anderen Seite gut einschätzen kann. Der Stil sollte zum Erzählziel passen.

  • Und, und, und

Das ist natürlich nur ein Ausschnitt aus den vielen Stolpersteinen des Schreibens. Es gibt tausend Dinge, die dafür sorgen können, dass eine Vision nicht richtig leuchtet.

 

Lektor*Innen sind perfekte Ansprechpartner, um diese Dinge zu ändern.

Bücherregale in einer Bibliothek.
Bild: Priszilla Du Preez (Unsplash)

Was bringt das Lektorat eines Romanes?

Natürlich ist es immer sinnvoll, Probelesende an den eigenen Text zu lassen. Auch gute Probelesende können Lektor*Innen aber üblicherweise nicht ersetzen. Ganz abgesehen davon, dass Bekannte etc. oft keine harsche Kritik aussprechen wollen, ist ein gutes Lektorat eine zeitraubende Angelegenheit. Ich selbst habe viele Manuskripte bearbeitet, bei denen mehrere Tausend Anmerkungen und Kommentare zusammenkamen. Das dauert. Je nachdem, wie viele offene Themen es gibt, kann es schon vorkommen, dass für einen Roman von 300 Seiten zwei Wochen Arbeitszeit für einen einzigen Lektoratsdurchgang anfallen.

 

Lektor*Innen bieten Ihnen deshalb mit Sicherheit ein unvergleichlich detaillierteres Feedback zu Ihrem Text als Ihre Probelesenden. Auch bei Verlagen – falls man überhaupt eine Antwort bekommt – hält Kritik bei Ablehnungen sich in engen Grenzen. Wie gesagt: So etwas dauert. Zeit, die in den Verlagen üblicherweise nicht zur Verfügung steht.

Lektorat und Verlage

Apropos „Verlag“: Eine häufige Frage ist es, ob es sich auszahlt, ein Lektorat zu beauftragen, bevor man ein Manuskript zu einem Verlag schickt. Die eindeutige Antwort ist „Jein“. Meine Sichtweise hierauf ist pragmatisch.

Einerseits wird ein Verlag ein Manuskript eher nicht annehmen, wenn der Text wirkt, als müsse man noch viel Arbeit hineinstecken. Viel Arbeit hineinstecken kann hier auch heißen: Mit unklarem Ergebnis. Andererseits gibt es bei vielen Verlagen ohnehin ein Lektorat, bevor etwas zur Veröffentlichung kommt – wenn es denn angenommen wird.

 

Grundsätzlich: Wer direkt einen Verlag anschreiben will, braucht einen guten Pitch, ein wirksames Exposé und einen repräsentativen Textausschnitt. Im Zweifelsfall kann es hier Sinn machen, ein Lektorat wenigstens für diesen Textausschnitt in Anspruch zu nehmen. (Je nach Verlag sind üblicherweise 30–50 Seiten gewünscht.) Das kommt in der Praxis nicht selten vor. Pitch und Exposé kann man dann etwa gemeinsam erstellen oder diese Dinge auch bei Lektor*Innen (unter gegenseitigem Feedback) anfertigen lassen.

Lektorat und Eigenverlag

Sehr, sehr viele Manuskripte buhlen heutzutage um die Gunst der Verlage. Ich habe schon häufig gesehen, wie Zusendungen auf oder unter Stapeln landen und auch wirklich aussichtsreiche Manuskripte versanden. Den Verlagen kann man das nicht einmal vorwerfen. Viele kalkulieren knapp – „müssen knapp kalkulieren“, sollte es lauten – und können oft nur Bücher verlegen, bei denen das Marktpotenzial sehr offensichtlich ist.

 

Gerade heute ist der Eigenverlag (Self-Publishing) aber oft eine attraktive Alternative. Der Buchdruck ist – auch trotz gestiegener Papierpreise – relativ günstig geworden, und für Vertrieb und Marketing sind die Schwellen in der „always on“-Welt niedrig. Ich kenne Self-Publisher, die richtig gute Verkaufszahlen schaffen.

 

Speziell im Eigenverlag würde ich auf jeden Fall ein Lektorat für das Manuskript empfehlen. Die Gründe dafür schneide ich oben schon an.

Lose Drucklettern liegen herum.
Bild: Amador Loureiro (Unsplash)

Lektorat und Korrektorat

Vorweg: Ein Lektorat kann kein Korrektorat ersetzen – und umgekehrt. Während bei der Publikation in Verlagen üblicherweise ein gesondertes Korrektorat ohnehin dazugehört, geht diese Frage im Eigenverlag etwas tiefer, denn ein zusätzliches Korrektorat wirft auch wieder zusätzliche Kosten auf.

 

Grundsätzlich werden Lektor*Innen viele eigentliche Fehler, also Tippfehler, fehlende oder falsche Satzzeichen und dergleichen im Zuge des Lektorats ausbessern, aber ein optimales Ergebnis schafft man fast nur mit einem zusätzlichen Augenpaar. Dazu kommt noch, dass auf einen Lektoratsdurchgang oft noch viele Änderungen folgen, weshalb eine professionelle Korrektur erst am Ende so richtig Sinn macht, also, wenn der Text als Ganzes „steht“.

 

Das Lektorat befasst sich mit Inhalten, Figuren, dem Plot etc. bis hin zum Stil eines Textes. Die Korrektur ist dann dafür da, die korrekte Rechtschreibung in einem Manuskript sicherzustellen. Im besten Falle beginnt man mit einem Lektorat und lässt den „fertigen“ Text dann erst von einem Dritten korrigieren.

Lektorat von Romanen und anderen Erzähltexten

Ich selbst bin spezialisiert auf das Lektorat von Romanen und anderen Erzähltexten. Krimis, Fantasy, Liebesromane, psychologische Romane, Thriller uvm. Sogar Märchen waren schon dabei – in den Jahren ist hier viel zusammengekommen. Es ist wichtig, dass das Manuskript und die lektorierende Person zusammenpassen; das ist aber eher selten eine Frage des Genres.

 

Wenn Sie es gerne mit einem Profi versuchen wollen: Ob ich aus Ihrer Sicht zu einem Manuskript passe, klärt sich recht einfach anhand eines kurzen Probelektorates. Hierzu bitte ich um einen kurzen inhaltlichen Abriss, damit ich weiß, worum es geht, und ein paar Seiten aus dem Text. Dieses – kostenfreie – Probelektorat zeigt Ihnen, wie ich arbeite, und wenn sich eine Zusammenarbeit ergibt, hilft seine Anfertigung mir beim Einschätzen der Dauer und Kosten des Lektorates.

 

Interesse? Melden Sie sich jederzeit gerne unter office@lektorat-auer.at oder meiner Telefonnummer +43 (0) 699 1107 4197. Ich freue mich auf Sie!